Premiere: Intolleranza 1960

Tickets
Adresse Behrenstr. 55-57, Berlin
Label Drama, Premiere, Musiktheater
Eintritt € 12–94
Webseite des Ortes www.komische-oper-berlin.de
Regie Marco Štorman
Premiere 23.09.2022

Besetzung: Sean Panikkar (ein Flüchtling), Gloria Rehm (Gefährtin des Flüchtlings) Deniz Uzun (eine Frau), Tom Erik Lie (Algerier), Tijl Faveyts (ein Gefolterter), Josefine Mindus (Sopran-Solo), Ilse Ritter (Sprecherin)

Am 23. September 2022 findet in der Komischen Oper Berlin die Premiere des Musiktheaters Intolleranza 1960 von Luigi Nono in einer Inszenierung von Marco Štorman statt.

Ein Gastarbeiter flieht aus dem Moloch einer Bergarbeitersiedlung. Seine verständnislose Frau lässt er zurück und gerät auf der Suche nach dem Heimweg in politische Unruhen, wird schuldlos verhört, gefoltert und in ein Konzentrationslager gesperrt. Er erlebt Brutalität und Willkür, auch Solidarität. Kann fliehen, will kämpfen, gegen die Ungerechtigkeit, findet Halt in der Liebe einer Gefährtin. Schließlich strandet er in einem Dorf, das von den Fluten eines Hochwassers fortgerissen wird. Die letzten Worte des Chors stammen aus dem Gedicht von Bertolt Brecht An die Nachgeborenen: »… ihr, wenn es soweit sein wird, dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist, gedenkt unsrer mit Nachsicht.«

Musikalisch bedient Nono sich einer frei gehandhabten Serialität, die in ihrer hohen Komplexität gewaltige Farbigkeit und emotionale Durchlässigkeit behält. Gerahmt durch zwei große kontemplative Chöre zeigt der Komponist mit aller Vehemenz die Missstände einer dysfunktionalen Gesellschaft auf. Die finale Flut scheint heute mehr noch als zur Entstehungszeit eine erschreckend plausible Konsequenz menschlicher Unzulänglichkeit. Regisseur Marco Štorman findet seinen Weg jenseits illustrativer Bilder: Die wahren Kämpfe toben im Inneren. Márton Ághs das gesamte Bühnenhaus einnehmender Bühnenraumentwurf zieht jede:n mitten ins Geschehen und macht spürbar, was kommen mag, wenn die Flut gegangen ist: Stille.

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